Digitale Zollschranken fallen: WTO-Abkommen schafft Rahmen für globalen E-Commerce
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Nach jahrelangen Verhandlungen haben sich die 91 Mitgliedstaaten der Welthandelsorganisation (WTO) jetzt auf einen ersten Entwurf und gemeinsamen Text eines umfassenden internationalen Abkommens zum E-Commerce verständigt. In einer gemeinsamen Erklärung verkündeten die WTO-Mitglieder:innen, dass jetzt ein gemeinsamer Grundkonsens besteht, der die Grundlage für ein neues Abkommen zum digitalen Handel bilden soll. Der Fokus liegt dabei auf der Erleichterung des grenzüberschreitenden Handels und auf der Förderung von Innovationen im digitalen Geschäftsverkehr. Das Abkommen setzt damit neue Standards für den globalen Online-Handel. Doch was genau bedeutet das für Online-Händler:innen? Und welche Chancen und Risiken birgt das neue Abkommen? Alles Wichtige dazu haben wir für euch zusammengefasst.
Die Kernpunkte des Abkommens
Essenziell für die Umsetzung der neuen Richtlinien ist das Verbot von bisher erhobenen Zöllen auf digital gehandelte Waren und Dienstleistungen. Mit digital gehandelten Waren sind elektronische Übertragungen und digitale Güter, wie zum Beispiel Softwarepakete, E-Books, Musik oder Filme gemeint. Durch das Ausbleiben der Zölle auf den digitalen Handel versprechen sich die WTO-Mitglieder:innen eine bessere länderübergreifende Vernetzung von Händler:innen und ein größeres Handelsvolumen im Allgemeinen, da der Handel grenzübergreifend vereinfacht wird.
Teil dieser Strategie ist es dabei auch, verstärkt auf digitale Signaturen und elektronische Rechnungen im digitalen Handel zu setzen und damit die globale Digitalisierung zu fördern. In der EU und Deutschland sind E-Rechnungen als Bestandteil der EU-weiten Gesetzesinitiative „VAT in the Digital Age“ (ViDA) ab 2025 verpflichtend. Im Rahmen der neuen Strategie soll deshalb vor allem auch eine engere Zusammenarbeit internationaler Akteur:innen erreicht werden, um Cybersicherheitsrisiken zu minimieren und damit eine sichere digitale Infrastruktur für sicheren Handel zu schaffen.
Die Rolle der Europäischen Union
Auch die Europäische Union erhofft sich durch die neuen Maßnahmen eine Modernisierung des europäischen Handels. Der Fokus der EU liegt dabei besonders auf dem Verbraucherschutz im Internet sowie auf der Schaffung eines fairen Markts, der durch die Teilnahme von Verbraucher:innen und Firmen aus Entwicklungsländern zusätzlich profitierten soll. Bei den aktuellen Verhandlungen der WTO spielte die EU deshalb eine aktive Rolle, denn Brüssel will die digitale Transformation der teilnehmenden WTO-Staaten fördern: „Die EU und die übrigen Parteien, die an der auf einer gemeinsamen Erklärung beruhenden Initiative beteiligt sind, werden die notwendigen Schritte ergreifen, um das Übereinkommen über den elektronischen Handel in das WTO-Regelwerk zu integrieren.“
Das Wichtigste im Überblick
Die wichtigsten Kernpunkte des Abkommens haben wir für euch hier nochmal in einer Übersicht zusammengestellt:
- Zollfreiheit: Das Handelsabkommen beseitigt bisherige Zollregulierungen bei elektronisch übertragenen, also bei digital gehandelten Waren und Dienstleistungen.
- Datenübertragungen & Cybersecurity: Es werden klare Regeln für grenzüberschreitende Datenübertragungen (z.B. Software, digitale Produkte oder Dienstleistungen) formuliert, um die internationale digitale Zusammenarbeit zu fördern und gleichzeitig den Schutz personenbezogener Daten zu gewährleisten.
- E-Zahlungen und E-Rechnungen: Das Abkommen soll die Sicherheit und Effizienz elektronischer Zahlungen und Rechnungen im internationalen Handel fördern und damit eine sichere Transformation zur Digitalisierung ermöglichen.
Ausblick & mögliche Auswirkungen auf Online-Händler:innen
Die Einigung auf ein WTO-Abkommen zum elektronischen Handel ist ein wichtiger Schritt hin zu einer stärker regulierten digitalen Weltwirtschaft. Es bleibt jedoch abzuwarten, wie die einzelnen Bestimmungen des Abkommens ausgestaltet werden und welche Auswirkungen sie letztlich auf den internationalen Handel haben werden. Mögliche positive wie negative Auswirkungen haben wir euch hier skizziert.
Weniger Zollschranken, mehr Umsatz? Die Vorteile für Online-Händler:innen:
- Globale Reichweite: Online-Händler:innen können digitale Produkte und Dienstleistungen einfacher und kostengünstiger in neue Märkte exportieren, ohne sich mit komplexen Zollbestimmungen auseinandersetzen zu müssen.
- Skalierung: Kleine und mittlere Unternehmen (KMUs) erhalten bessere Chancen, auf dem globalen Markt zu wachsen und mit größeren Konkurrenten mithalten zu können.
- Elektronische Zahlungen: E-Zahlungen und E-Rechnungen senken die Kosten für grenzüberschreitende Transaktionen und beschleunigen den Zahlungsverkehr.
- Reduzierte Bürokratie: Vereinfachte Zollverfahren und weniger bürokratische Hürden reduzieren die Kosten für Online-Händler:innen.
- Vertrauensbildung: Das WTO-Abkommen schafft klare Regeln und damit mehr Vertrauen bei Händler:innen, was zu einer höheren Akzeptanz des Online-Handels im Allgemeinen führt.
- Rechtssicherheit: Unternehmen und Online-Händler:innen können ihre Geschäftsmodelle besser planen und sich auf langfristige Wachstumsstrategien konzentrieren.
- Neue Geschäftsmodelle: Das Abkommen könnte den Weg für neue innovative Geschäftsmodelle ebnen, die von den vereinfachten Rahmenbedingungen profitieren.
- Technologische Entwicklung: Die Förderung des digitalen Handels wird die Entwicklung neuer Technologien und Plattformen beschleunigen.
Ein Sturm in der digitalen Welt des Online-Handels? Risiken und Herausforderungen des Abkommens
- Globale Konkurrenz: Der verstärkte Wettbewerb kann für einige Unternehmen oder Händler:innen eine Herausforderung darstellen, insbesondere für kleinere Unternehmen mit begrenzten Ressourcen.
- Preisdruck: Der Druck auf niedrigere Preise durch die globale Konkurrenz kann die Profitmargen auch schmälern.
- Internationale Datenübermittlung: Die Vereinbarkeit von Datenschutzbestimmungen verschiedener Länder kann zu komplexen rechtlichen Fragen führen.
- Cyberkriminalität: Der wachsende digitale Handel birgt auch ein erhöhtes Risiko für Cyberangriffe und Datenlecks.
- Nationale Besonderheiten: Trotz des globalen Abkommens können nationale Regulierungen weiterhin Unterschiede aufweisen und den Handel erschweren.
- Anpassungsaufwand: Unternehmen müssen sich an die neuen Regeln anpassen, was mit Kosten und Aufwand verbunden sein kann.