US-Handelskrieg setzt E-Commerce durch Zollpolitik unter Druck: Was Online-Händler:innen jetzt dringend wissen müssen
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Das radikale neue Zollpaket von US-Präsident Donald Trump zeigt Wirkung. Die neuen Importzölle versetzen die globale Weltwirtschaft in einen Schockzustand, lassen die Börsen weltweit einstürzen und zwingen die EU-Mitgliedsstaaten und weitere betroffene Länder an den Verhandlungstisch. Durch die Verschärfung der Zollpolitik haben Trump und US-Handelsminister Howard Lutnick weitreichende Folgen für den internationalen Handel ausgelöst: Besonders der grenzüberschreitende Online-Handel steht nun unter Druck, da die neuen Zölle auf Einfuhren in die USA die europäischen Händler:innen besonders hart treffen und schnelles Handeln erfordern. Wir fassen zusammen, was für euch als Online-Händler:innen besonders wichtig ist und wie ihr euch bestmöglich darauf vorbereiten könnt.
Die neue Zollrealität: Harte Fakten für den Online-Handel
Am Mittwoch verkündete Trump in Washington einen umfassenden Zollplan. Pauschal werden zehn Prozent Zoll auf sämtliche Einfuhren aus 186 Ländern bzw. Wirtschaftsregionen in die USA fällig. Zusätzlich werden für bestimmte Länder, darunter wichtige Handelspartner, noch höhere Zölle erhoben. Dabei fällt auf, dass vor allem südostasiatische Export-Länder, wie Thailand, Vietnam und Japan, mit vergleichsweise sehr hohen Zollsätzen von mehr als 40 Prozent belegt wurden. Für die Europäische Union soll ein Zollsatz von 20 Prozent, für die Schweiz 31 Prozent, für China 34 Prozent und für das südafrikanische Land Lesotho sogar 50 Prozent gelten. Die vorher genannten „Pauschalzölle“ von zehn Prozent sind bereits am 5. April in Kraft getreten, die höheren Sonderzölle sollen bereits am 9. April folgen.
E-Commerce unter Druck: Softwareanbieter besonders betroffen
Die neuen Zölle setzen die Branche unter Druck. Dabei sehen Analyst:innen der Bank of America (BofA) und der New York Times besonders den Tech-Bereich und hier vor allem Anbieter:innen von E-Commerce-Software stark betroffen. Wichtige Unternehmen wie Shopify oder Bigcommerce, die umfangreiche Shopsystem-Software für Online-Händler:innen bereitstellen, könnten erhebliche Nachteile erfahren, da sie stark von internationalen Lieferketten abhängig sind. Das trifft aber gleichermaßen auf große Tech-Unternehmen wie Apple, Dell, Meta und Google zu, denn auch diese sind von internationalen Lieferketten abhängig. Shopify selbst zeigte sich zu den neuen Zöllen in einem Statement in der New York Times besorgt: “Without small-business protections, legitimate entrepreneurs suffer under policies intended to curb exploitation. This hikes costs, disrupts supply chains, and hinders cross-border trade.”
Aber was bedeutet das konkret für dich? Durch die erhöhten Zollgebühren könnten die Shopsysteme zum Beispiel Preisanpassungen vornehmen und somit den Preis für deren Nutzer:innen erhöhen. Außerdem sind von den Änderungen auch physische Produkte betroffen. eBay zum Beispiel hat seinen Händler:innen in einer offiziellen Stellungnahme mitgeteilt, dass seit dem 5. April 2025 die zusätzlichen Zölle für alle Bestellungen ab einem Warenwert von 800 Dollar fällig werden. Durch die Zollabfertigung und die neuen Auflagen kann es dabei auch zu Lieferverzögerungen kommen. Grundsätzlich werden die Zölle und Einfuhrgebühren aber erst nach Abschluss der Kaufabwicklung erhoben.
Die neue Zollpolitik hat also direkte und indirekte Auswirkungen auf Online-Händler:innen. Hier eine schnelle Übersicht:
- Höhere Einkaufspreise: Die Zölle verteuern importierte Waren aus den betroffenen Ländern erheblich.
- Steigende Verkaufspreise: Durch die neuen Zölle kommen Extrakosten auf Online-Händler:innen zu, die deren Gewinnmarge schmälert. Da ist es naheliegend, dass Händler:innen ihren Verkaufspreis erhöhen, um diese Kosten auf Kund:innen zu verteilen.
- Unsicherheit und Planungserschwernisse: Die plötzliche Einführung und die Höhe der Zölle schaffen große Unsicherheit in der Branche. Online-Händler:innen stehen vor der Herausforderung, ihre Preisgestaltung, Margen und Lagerbestände neu zu kalkulieren. Langfristige Planungen werden erschwert.
Handlungsempfehlungen für Online-Händler:innen: Jetzt aktiv werden!
Angesichts der aktuellen Entwicklungen sollten Online-Händler:innen proaktiv handeln und entsprechende Schutzmaßnahmen ergreifen:
- Bestandsaufnahme und Analyse: Verschafft euch einen genauen Überblick über eure Produktpalette und Lieferketten. Welche Produkte sind direkt oder indirekt von den neuen Zöllen betroffen? Wie hoch sind die aktuellen Margen, und wie viel Spielraum für Preisanpassungen besteht für euch?
- Lieferantenkommunikation: Nehmt Kontakt zu euren Lieferant:innen auf, um die genauen Auswirkungen der Zölle auf eure Einkaufspreise gemeinsam zu klären. Besprecht neue Konditionen und sucht ggf. nach alternativen Bezugsquellen in Ländern, die weniger stark von Zöllen betroffen sind.
- Schafft Verständnis durch Kommunikation: Berücksichtigt die Preissensibilität eurer Kundschaft. Eine transparente Kommunikation der Preisanpassungen gegenüber euren Kund:innen kann helfen, Verständnis zu schaffen.
- Sortiment prüfen: Zieht die Möglichkeit in Betracht, euer Sortiment anzupassen, um weniger zollpflichtige Waren anzubieten.
- Kund:innenkommunikation: Informiert eure Kund:innen frühzeitig über mögliche Preissteigerungen oder Lieferverzögerungen. Transparenz und offene Kommunikation sind entscheidend, um das Vertrauen aufrechtzuerhalten.
- Risikomanagement: Entwickelt Strategien, um die Auswirkungen der Zölle auf euer Geschäft zu minimieren. Die Suche nach alternativen Absatzmärkten wäre auch eine Möglichkeit.
- Politische Entwicklungen verfolgen: Bleibt über die aktuellen Entwicklungen auf dem Laufenden. Möglicherweise ergeben sich neue Chancen oder Risiken durch weitere politische Entscheidungen.
Fazit: Jetzt handeln, um im Wettbewerb zu bestehen
Die Handelskrise mit den USA stellt Online-Händler:innen vor erhebliche Herausforderungen. Natürlich ist eine vollständige Vorbereitung auf alle Eventualitäten schwierig bis unmöglich – vor allem deshalb, weil sich auch die politische Situation und die Auflagen jeden Moment wieder ändern können. Letztendlich gibt es aber immer Möglichkeiten, um euch selbst bestmöglich zu schützen. Dazu zählen vor allem eine enge Zusammenarbeit mit euren Lieferant:innen und das Erschließen von alternativen Absatzmärkten, um eure Abhängigkeit vom US-amerikanischen Markt zu verringern. Wer jetzt die richtigen Schritte unternimmt, seine Hausaufgaben macht und flexibel auf die Veränderungen reagiert, hat bessere Chancen, im Wettbewerb zu bestehen und die Auswirkungen der Zölle zu minimieren. Die Zeit des Abwartens ist vorbei – aktives Handeln ist gefragt.