Lieferengpässe: Survival-Tipps für Onlinehändler:innen
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Lieferkettenprobleme begleiten uns nun schon eine ganze Weile. Anfang 2020 brachte die Covid-19-Pandemie den Welthandel weitgehend zum Erliegen. Im Jahr 2021 kamen der Handelskrieg zwischen China und den USA, die Folgen des Brexits, zunehmende globale Instabilität und ein Mangel an qualifizierten Arbeitskräften hinzu.
Ab Frühjahr 2022 haben der verheerende Krieg in der Ukraine, das Wiederaufleben von Omikron in China und zunehmender Preisdruck zu weiteren Lieferengpässen in Hunderten von Branchen geführt.
Wie ist im Sommer 2022 die aktuelle Lage? Welche Konsequenzen hat das Weltgeschehen für den E-Commerce und wie kannst du dich als Onlinehändler:in wappnen? Das erfährst du im aktuellen Blogbeitrag.
Welche Lieferschwierigkeiten gibt es, und warum?
Aktuell kann man sich kaum noch des Eindrucks erwehren, dass sich für die Weltwirtschaft ein perfekter Sturm zusammenbraut. Das Gemisch aus immer noch nicht ausgestandener Covid-Pandemie, Krieg in Europa, explodierenden Energiekosten sowie allgemein steigender Inflation, fehlendem Personal und häufigeren Cyber-Attacken auf Unternehmen rufen Sorgen hervor.
In der Praxis macht sich all das bemerkbar in:
- weltweit überlasteten Häfen mit Schiffsstaus von Schanghai bis Rotterdam
- Handelsunterbrechungen unter anderem durch einzuhaltende Sanktionen
- zu geringen Frachtkapazitäten, zum Beispiel durch Verlust von Schiffen und Besatzungen
Die Folgen: Laut einer Umfrage des Münchner ifo Instituts im Februar 2022 klagen mehr als 76 Prozent aller Einzelhändler:innen über Lieferengpässe in Deutschland. Besonders düster sieht es im Fahrrad-, Spielwaren-, Kfz- sowie Möbelhandel aus.
Diese Krisenlage(n) sind dabei nur ein Problemaspekt unter vielen für den Onlinehandel. Ein weiterer, nicht minder bedeutsamer ist von grundsätzlicher, struktureller Natur: Auch ohne die akute Krise sind die globalen Lieferketten in den letzten Jahren immer komplexer geworden.
Heute greifen zahlreiche Transportmittel, Dienstleister und nationale Bestimmungen über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg wie Zahnräder ineinander. Das bedeutet wiederum potenzielle Flaschenhälse und unterbrochene Lieferketten, sobald sich an irgendeinem Punkt der Wertschöpfungskette ein Ausfall ereignet. Fällt ein Glied aus, stockt immer häufiger zwangsläufig der gesamte Prozess.
Was bedeuten die Lieferschwierigkeiten für den E-Commerce?
Der Onlinehandel allgemein gerät durch die aktuelle Lage von zwei Seiten unter Druck. Einerseits geht durch die Lieferengpässe Business verloren. Andererseits sorgt die extrem schwierige politische Großwetterlage bei den Verbraucher:innen für Verunsicherung: Viele schwanken zwischen Zurückhaltung und Hamsterkäufen.
Martin Groß-Albenhausen, der Stellvertretende Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes E-Commerce und Versandhandel Deutschland e.V. (bevh), beschreibt die Lage so:
„Es gibt Unternehmen, die Versorger oder Lieferant von dringend benötigten Gütern sind und deshalb mehr Nachfrage erfahren, und solche, deren Sortiment für die Menschen aktuell kaum relevant erscheint. Diese schwer planbare Situation wird durch spürbare Störungen im Nachschub und ungebremsten Anstieg der Kosten für zahlreiche Rohstoffe, für Transportleistungen, Verpackungen, Energie oder andere Betriebskosten erschwert“.
Insgesamt bietet sich trotz dieser Unterschiede ein negatives Bild. Nach Zahlen des bevh ist der deutsche E-Commerce zwischen Anfang April und Mitte Mai 2022 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 6,7 Prozent geschrumpft. Mit einer Ausnahme: Waren des täglichen Bedarfs wie zum Beispiel Lebensmittel konnten ein Plus von 4,1 Prozent verbuchen.
Und trotzdem gibt es inmitten all der schlechten Nachrichten einen Hoffnungsschimmer für den Onlinehandel: Im Vergleich zu D2C-Konzepten (Direct-to-Consumer) und Multi-Channel-Anbieter:innen (die also neben dem Online- auch noch auf das Ladengeschäft setzen) zeigen sich Online-Pure-Player und Marktplätze als deutlich krisenfester.
Was können Händler:innen jetzt angesichts der Lieferengpässe tun?
Die Quintessenz alles Gesagten in zwei Worten: toughes Marktumfeld! Aber wie bleibst du trotzdem erfolgreich?
Erster Tipp: Don´t panic! Dies ist nicht die erste Krise und wird auch nicht die letzte sein.
Zweiter Tipp: Wenn der Laden mal nicht läuft, gibt es ein paar zeitlose Evergreen-Lösungsansätze, die du stets im Blick behalten solltest, wie zum Beispiel:
- Das Fernglas auspacken: In einer Krisensituation passiert es schnell, dass man nur noch hektisch damit beschäftigt ist, Brände zu löschen. Aber gerade dann sind Weitsicht und vorausschauende Planung entscheidend. Analysiere zunächst deine spezifische Situation genau und stell dann rechtzeitig die Weichen. Zum Beispiel solltest du jetzt schon ans Jahresendgeschäft denken. Das ist die stärkste Umsatzphase des ganzen Jahres – welche Güter brauchst du dann, inwiefern kannst du sie schon jetzt lagern oder vorbereiten, um in der Hochphase nicht von Zulieferern abhängig zu sein, sondern selbst liefern zu können?
- Das Profil schärfen: In Zeiten fallender Umsätze ist die reflexartige Reaktion vieler Händler:innen, die Marketingausgaben zu kürzen. Schließlich muss gespart werden! Stimmt schon. Aber nicht am falschen Ende. Jetzt ist die Zeit, die Marke zu stärken, ins Newsletter- oder Video-Marketing einzusteigen und sich geschickt zu positionieren.
- Hintergrundprozesse optimieren: Alles, was sonst immer liegen bleibt, kann in der Krise nachgeholt werden. Beispiel: Wenn du eigentlich weißt, dass deine IT nicht State of the Art ist, schon gar nicht resilient genug, um eine Hackerattacke zu überstehen, dann kannst du solche Rückstände jetzt aufarbeiten. Einer der wichtigsten Aspekte in diesen Zusammenhang ist es, an der konsequenten Digitalisierung der Lieferketten zu arbeiten. Gerade im E-Commerce, wo die Kund:innen Wert auf Schnelligkeit und Transparenz legen, sind die Nachverfolgbarkeit in Echtzeit und das rechtzeitige Melden von Verzögerungen essenziell.
Und der dritte Tipp: Spezifische Maßnahmen ins Auge fassen, um den Lieferketten-Engpässen zu begegnen. Dazu gehören:
- Preiserhöhungen weitergeben
- Neue Lieferant:innen suchen
- Lagerbestand erhöhen
Und wenn gar nichts mehr geht und du nur hoffen kannst, dass deine Lieferzeit bei acht Wochen stehenbleibt: Ehrlich währt dann am längsten! Sollte die Misere bei dir zuschlagen, sind Transparenz und offene Kommunikation angesagt. Erkläre deinen Kund:innen die Situation und bitte um Verständnis. Vielleicht wirst du überrascht sein, wenn dir inmitten der Krise Empathie begegnet.
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