European Payment Initiative: Das erwartet Onlinehändler:innen
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Bereits 2020 wurde das European Payment Initiative (EPI) ins Leben gerufen, um US-Anbieter:innen wie Visa, Mastercard oder Paypal eine europäische Lösung als einheitliches elektronisches Zahlungsverfahren entgegenzusetzen. Ursprünglich sollte das neue Zahlungssystem dieses Jahr an den Start gehen. Weshalb der Plan nun an die Wand gefahren wurde und wie das Stimmungsbild derzeit aussieht, liest du hier.
EPI: Das war der Plan
Für den European Payment Initiative schlossen sich Zahlungsdienstleister:innen aus sieben europäischen Ländern zusammen mit dem Ziel, ein einheitliches Zahlungssystem für Einzelhändler:innen, aber auch für Onlinehändler:innen und deren Kund:innen zu etablieren.
Die Ziele waren (und sind) ambitioniert:
- Es gibt nur eine Transaktion ab dem Bankkonto Eurer Kund:innen bis zu Eurem Bankkonto.
- Die EPI-Karte ersetzt bisherige Kartensystem wie Girocard – physisch und digital.
- Bezahlungen können per digitalem EPI-Wallet und als Instant Payment vorgenommen werden.
- Darüber hinaus sind P2P-, E-Commerce- und M-Commerce-Transaktionen und Geldabhebungen möglich.
- Über eine Mobile App können Eure Kund:innen per Knopfdruck Instant Financing mit ihrer Hausbank regeln, z.B. über einen Konsumentenkredit oder eine Pay-Later-Funktion.
- Verfügbares Guthaben können Kund:innen in der App einsehen.
Das klingt nach einer ganzen Reihe an Vorteilen und Vereinfachungen für Eure Kunden und Euch. Auch im Koalitionsvertrag hatte die Ampel-Fraktion sich ziemlich klar für das Verfahren der EPI ausgesprochen. Hier stellt sie klar, dass Europa „eine eigenständige Zahlungsverkehrsinfrastruktur und offene Schnittstellen für einen barrierefreien Zugang zu digitalen Finanzdienstleistungen für alle Verbraucherinnen und Verbraucher sowie Händler“ brauche. Eigentlich ein Grund zur Freude.
Ein herber Schlag: Banken in Deutschland springen ab
Die positive Grundstimmung ist jedoch zwischenzeitlich verflogen. Grund: Nach und nach springen teilnehmende Banken ab. So hatten ursprünglich folgende deutsche Banken von insgesamt 31 Banken in Europa ihre Teilnahme zugesagt:
- Deutsche Bank
- Commerzbank
- DZ Bank
- Sparkassen-Finanzgruppe
Und nun der Dämpfer: Nachdem zunächst die Commerzbank abgesprungen war, hat auch die DZ Bank kürzlich einen Rückzieher gemacht. Die Commerzbank begründete den Schritt damit, dass die Marktabdeckung niedrig und die Anfangsinvestitionen im Vergleich dazu zu hoch seien. Die DZ Bank hat nachgezogen und das ganze System zum Wanken gebracht: Deren Finanzinstitute machen immerhin rund ein Drittel des deutschen Bankensektors aus. Die Folgen sind noch nicht vorhersehbar. Mehr als eine abgespeckte Version mit weitaus weniger Funktionen ist wohl derzeit nicht zu erwarten.
Auch der Handelsverband Deutschland sieht die Verzögerungen kritisch. Er fordert, dass Banken und Zahlungsdienstleister die Ausgestaltung gemeinsam mit dem Handel vorantreiben. Wegen der aktuellen Entwicklungen müsse man aber die Gewinnaussichten herunterschrauben und sich für ein realistisches Erwartungsmanagement entscheiden.
Onlinehändler:innen sind verhalten
Auch die Stimmung bei den Onlinehändler:innen ist verhalten. Bereits vor einem knappen Jahr zeigten die Ergebnisse einer Studie von ibi Research zum Thema „Zahlungsabwicklung und Forderungsmanagement im Online-Handel in Zeiten von Corona“: 70 Prozent der befragten Onlinehändler:innen sahen zwar den Bedarf an einer solchen gesamteuropäischen Zahlungslösung. Allerdings glaubten bereits damals 23 Prozent gar nicht und 27 Prozent eher nicht an den Erfolg des EPI. Dieses Stimmungsbild dürfte sich bei den aktuellen Entwicklungen noch deutlich verschlechtert haben.
Hinzu kommt, dass die Lösung für Onlinehändler:innen auch teurer werden könnten: So wird berichtet, dass für Händler:innen eine Interchange Fee in Höhe von 0,2 Prozent des Transaktionswerts sowie eine Scheme Fee anfallen könnten. Dies wäre dann deutlich mehr als die aktuellen Gebühren für die Akzeptanz der Girocard.
Fazit
Das EPI steht auf der Kippe. Ob, wann und in welcher Form es wirklich an den Start gehen kann, steht aktuell in den Sternen. Euch als Onlinehändlern bleibt aktuell wohl nichts anderes übrig, als auf die etablierten Zahlungssysteme zu setzen und die weitere Entwicklung abzuwarten.
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