Der Koalitionsvertrag: Ein Blick auf steuerliche Maßnahmen und ihre Auswirkungen auf den Handel
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Deutschland steht vor einem steuerlichen Wandel. Der am 09.04.2025 veröffentlichte Koalitionsvertrag der CDU, CSU und SPD enthält eine Reihe von steuerlichen Maßnahmen, die sich auf verschiedene Wirtschaftsbereiche auswirken sollen. Während einige Maßnahmen dabei auf Entlastung setzen, zielen andere auf eine Modernisierung der Steuerstrukturen ab. Für Händler:innen, insbesondere in Zeiten des wachsenden Online-Wettbewerbs, ist es daher entscheidend, die anstehenden Änderungen genau zu verstehen: Welche neuen Pflichten kommen auf euch zu? Was wird sich mit der neuen Legislaturperiode ändern? Wir haben uns das angesehen und euch die wichtigsten Punkte dazu zusammengefasst.
Was jetzt wichtig wird
Bevor wir in die Übersicht der relevanten Vorhaben gehen, ist es wichtig zu betonen, dass der Koalitionsvertrag zunächst von den Gremien der beteiligten Parteien bestätigt und anschließend von der zukünftigen Regierung umgesetzt werden muss. Das bedeutet, dass die hier angeführten Veränderungen nicht unbedingt exakt in dieser Form eintreten müssen.
Die folgenden Punkte sind für den stationären und digitalen Handel besonders relevant:
- Abschaffung der Bonpflicht: Die im Jahr 2020 eingeführte Bonpflicht soll im stationären Handel wieder abgeschafft werden.
- Einführung der Registrierkassenpflicht: Ab dem 1. Januar 2027 soll eine Registrierkassenpflicht für Geschäfte mit einem Jahresumsatz von über 100.000 Euro eingeführt werden. Das betrifft nicht nur den stationären Handel, sondern kann auch für Onlinehändler:innen relevant werden, die neben ihrem Onlinegeschäft auch stationäre Geschäfte betreiben.
- Digitale Zahlungsoptionen: Ab 2027 sollen Unternehmer:innen mit Bargeschäften schrittweise dazu verpflichtet werden, mindestens eine digitale Zahlungsoption anzubieten. Diese Maßnahme zielt primär auf den stationären Handel ab, unterstreicht aber die zunehmende Bedeutung digitaler Zahlungsmethoden im gesamten Handelsbereich.
- Digitalisierung der Steuererklärungen: Die digitale Abgabe von Steuererklärungen soll schrittweise verpflichtend eingeführt werden. Dabei sollen vor allem einfache Steuerfälle durch vorausgefüllte und automatisierte Steuererklärungen abgelöst werden.
- Befürwortung einer Finanztransaktionssteuer auf europäischer Ebene.
- Unterstützung der Europäischen Bankenunion und bei der Einführung des digitalen Euro (D€): Geplant ist dabei die Einführung eines elektronischen Gegenstücks zum Bargeld, das für elektronische Zahlungen im Geschäft, Internet oder zwischen Privatpersonen eingesetzt werden kann. Das kostenlose digitale Zahlungsmittel soll für den gesamten Euroraum gelten und als europäisch elektronisches Zahlungsmittel in einer digitalen Wallet genutzt werden – online oder offline.
- Weitere Regulierung von Kryptowerten.
- Weitere steuerliche Maßnahmen: Der Koalitionsvertrag sieht zudem diverse andere steuerliche Änderungen vor, wie beispielsweise die dauerhafte Senkung der Umsatzsteuer für Speisen in der Gastronomie auf sieben Prozent, die Förderung der E-Mobilität, die Absenkung der Körperschaftsteuer auf zehn Prozent bis 2032, sowie eine Erhöhung der Pendler:innenpauschale auf 38 Cent pro Kilometer. Ein Überblick über alle anstehenden Änderungen findet ihr hier.
Fazit
Der Koalitionsvertrag skizziert ein facettenreiches Bild zukünftiger steuerlicher Veränderungen in Deutschland. Für den Handel bedeutet das eine Mischung aus Entlastungen und Anpassungen an eine zunehmend digitalisierte Wirtschaft. Die fortschreitende Digitalisierung der Steuererklärungen und die Pläne zur Einführung eines digitalen Euro (D€) als Zahlungsmittel unterstreichen dabei den Wandel hin zu einer digitaleren Finanzwelt und zur Modernisierung der europäischen Infrastruktur. Es bleibt jedoch zu betonen, dass die im Koalitionsvertrag festgelegten Maßnahmen noch der Zustimmung der Parteigremien bedürfen und in der Folge von der Regierung umgesetzt werden müssen. Die tatsächliche Ausgestaltung und die konkreten Auswirkungen auf den Handel werden sich daher erst in der Zukunft zeigen.
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